Mittwoch, 19. August 2015

Tag 12: Duderstadt - Eschwege


Ich sitze hier morgens in meinem Zelt, ringsum dichter Werranebel, hin und wieder Entengeschnatter, aus der Ferne das dumpfe Rauschen einer Stadt. So etwa fühlt es sich in meinem Kopf an. Wenig zu sehen, viel zu ahnen, ein paar Laute, wenig Struktur. Ein Wattegefühl der guten Art. Und weil das heute so ist, erlaube ich mir über den gestrigen Tag nur in ein paar Wortgruppen zu erzählen. In Erzähltüpfchen sozusagen.

* losgefahren von der Herberge, obwohl es regnete, obwohl ich dort gut hätte bleiben können
* Stadtschlenderei in Duderstadt: Fotos, neue Radhandschuhe, Brille fester schrauben lassen (die kleinen Notwendigkeiten am Wegesrand, dabei vergessen Geld abzuheben und bis zum Abend keinen Automaten mehr getroffen, woraufhin ich jetzt bis auf ein paar Cents ...)
*Regenzeug, nassgeworden, erste Hügel hinaufgekeucht - bis irgendwo oben der Regen plötzlich weg war und auch nicht mehr wiederkam
* ermüdet vom vielen Auf und Ab, so schön es hier ausschaut, ein paar weniger Anstiege bittedanke ...
* oder wenigstens Rastplätze oder Bänke - unterwegs treffe ich Radler, die ihre Äpfel im Stehen essen - so weit bin ich noch nicht, ich warte und hoffe und picknicke schließlich erst gegen 4 unten an der Werra (wo es alle 100 m Bänke gibt - nicht vorzustellen, was hier in der Hochsaison los ist)
* nun also darf ich für 100 km im Werratal radeln, heute und morgen: wie erholsam, brettl-eben, Radfahrerasphalt, Beschilderung - ohne es zu merken, fließe ich nochmal 30 km weiter, so weit wollte ich gar nicht:)
* überflutete Radwege übrigens an der Werra, und ein Seitenflüsschen von der Leine hat es am Wochenende völlig aus den Ufern geworfen, dort wurde ein Dorf überschwemmt, die Felder lagen voller Hausrat
* ein paar Begegnungen: eine Frau, die lange Wege in Europa gewandert ist, und eine, die von der Atlantikküste nach Tschechien radelt und zurück, und dieses und jenes kurze Gespräch am Wegesrand
* kommt es mir nur so vor, oder lächeln die Leute hier alle? oder bin ich es, die lächelt, und dann kommt es zurück?
* abends einen Campingplatz am Wegesrand finden (na gut, ich hatte vorher schon auf die Karte geschaut:)), direkt am See sein Zelt aufbauen, auf einer Terrassse mit Seeblick ein Bier trinken, das unglaublichste Abendrot der Welt vor Augen ...

So war es gestern.

1 Kommentar:

  1. Ich staune: über deine Unermüdlichkeit. Über die Frau, die weit, weit gewandert ist! Von der hätte ich zu gern ein Foto gesehen, nun stelle ich mir sie einfach vor...
    Träumst du im Zelt vom Fahren?
    Gute Weiterreise!

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