Samstag, 14. März 2015

unvertauschbar


"Die Unbedenklichkeit, mit der wir in bezug auf ein bestimmtes Leben sagen: 'so und so viele Tage, Wochen, Jahre', ist eine Täuschung, welche dem Ernst der Einmaligkeit auszuweichen sucht. Wir schieben dabei die mechanische Gleichförmigkeit der abstrakten Stunden oder Tage vor. In Wahrheit sind jede Stunde, jeder Tag, jedes Jahr lebendige Phasen unseres konkreten Daseins, deren jede nur einmal kommt, da sie eine unvertauschbare Stelle in dessen Ganzem bildet.
Darin, daß jede neu ist, noch nicht da war, einzig ist und für immer vergeht, liegt ja auch die Spannung des Daseins; der innerste Anreiz, es zu leben. Sobald er nicht mehr empfunden wird, entsteht ein Gefühl der Monotonie, das sich bis zur Verzweiflung steigern kann. ebendaraus erwächst aber auch die Schwere der Tatsache, daß nichts Vergangenes einzuholen ist, und damit die Not des Verloren-Habens."
(Romano Guardini: Die Lebensalter)

Nein, ich würde es nicht "Not des Verloren-Habens" nennen. Aber hin und wieder überkommt mich Wehmut über Vergangenes, das ich damals nicht als "unvertauschbar", sondern als stets und beliebig zu wiederholendes gelebt habe. Irrtümlich. Ich war jung.

Und jetzt?
Ob ich inzwischen älter bin?


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