Dienstag, 16. September 2014

Restferienrückblick

(Was sich angefühlt hat wie der Rest der Ferien, war eigentlich deren Hälfte. So unterschiedlich ist Zeitwahrnehmung.)

Wetter
warum all die Wetterklagen - habe ich oft in diesen Ferien gedacht - entweder war das schlechte Wetter immer nur dort, wo ich nicht war, oder mir als Nichtsommeranbeterin wird schon gar nicht mehr bewusst, was ein "schlechter" Sommer ist (und ich leide nur unter der Hitze der "guten"), jedenfalls: viel spätsommerliche Terrassensitzzeit, mal mit, mal ohne Decke, ein paar Tröpfchen zwischendurch, erste herbstliche Morgennebel, die ich so liebe
gemacht
ein bisschen Ostseeluft und wasserumspülte Füße zum Radreiseausklang, Heimkehr mit Wäschebergen, Wo-waren-doch-gleich-die-Lichtschalter? und Mein-Gott-der-Garten-hat-das-Haus-überwuchert, Versuch inneren Ankommens;
Schulsachenvorbereitung mit den Kindern zusammen, eigene Schulgedanken und handfeste Vorbereitungen (Ihr musstetdurftet davon lesen);
neue Sohnesbrille organisiert (eine größere Aktion, wenn die alte geliebte kurz vor Ferienende zerbricht und die engzementierte Vorstellung - Harry-Potter-Style, sonst nix - mit gegenwärtigen Brillenmoden extrem nichtkonform ist und zudem der Augenarzt Terminwartezeiten von eigentlich einem Vierteljahr hat);
einen Teenager gefeiert (mit "Kinder"übernachtungsgeburtstag, den der Sohn auf seiner Einladung selbst so genannt hat, ohne Gänsefüßchen - ich habe innerlich gegrinst und nichts dazu gesagt), Ausflüge zu Sommerrodelbahn und Kletterpark;
Kinder in Urlaub mit Papa verabschiedet und heil wieder in Empfang genommen, eine Alleinwoche zu genießen gewusst, viele ruhige Morgenstunden gehabt, gelesen und geschrieben;
eine Trauerfeier besucht und den heimgekehrten Kindern davon erzählt, mich mit ihnen zusammen erinnert, was sie alles mit dieser Lehrerin erlebt haben;
mit den Kindern nach Berlin (zu Oma und Opa) und nach Boitzenburg zum Klassentreffen gefahren - Freunde wiedergetroffen, Kanu gefahren (mit Loch im Boot:)), Lagerfeuer, Volleyball, Grillen mit Regenguss, wenig Schlaf, Abschiedswinken und am nächsten Tag per Mail gleich den Termin fürs nächste Jahr vereinbart;
und dann: Sonntag Abend wieder hier eingetrudelt, so knapp sind wir selten aus den Ferien gekommen
gehört
den Wind und das Meer, das Knistern des Feuers, erste Wiederankommensversuche auf all unseren Instrumenten, Bach-Kantaten noch und noch, und leider immer noch nicht die Übe-CD fürs nächste Chorprojekt (obwohl mein ständiges Probenfehlen dies dringend erforderlich macht)
gelesen
Tellkamp: Der Turm; Reiner Kunze: Die wunderbaren Jahre; Susanna Tamaro: Geh, wohin dein Herz dich trägt; Sabine Bode: Die vergessene Generation; und natürlich viel Schulzeugs
begegnet
den Lehrerinnen von der Schule der Kinder, auch der pensionierten, tränenüberströmten Sohneserstklasslehrerin (es war ihre Nachfolgerin, von der wir Abschied nahmen);
meiner alten Schulklasse - hach!
gedacht
beim Lesen des "Turms": wie glücklich ich mich wähnen darf, dieses Land nicht auch noch als Erwachsene, als Familienmutter und Berufstätige erlebt zu haben, so dass mir all das Bedrückende, Schauerauslösende, was mich Kapitel um Kapitel schüttelte, irgendwie dann doch nur am Rande meiner Jugend begegnet war (übrigens: für mich persönlich bisher das "wahrste" Buch über die DDR, was ich gelesen habe);
dass ich ins Schuljahr mitnehmen sollte, was ich in meinen Vorbereitungstagen erfolgreich begonnen habe: mir selbst Zeitfenster zu setzen, die Tätigkeiten nicht ausufern zu lassen, sondern endlich mal die Pareto-Regel nicht nur theoretisch zu durchdringen
gefühlt
glücklich über unsere Fahrradreise - das ist noch gar nicht wieder abgeebbt; glücklich auch über die Ferienzeit zu Hause, wenn endlich mal Kinder und Haushalt nicht um knappste Zeitvorräte mit Schuldingen rangeln müssen, rundum innerlich ruhig, noch unbeeindruckt von dem, was bald wieder anströmen wird - diese Ruhe strahlt sogar noch in die ersten Schultage hinein
gestaunt
wie die Kinder in den Ferien immer wachsen - das ist auch dem Mann im Eisladen aufgefallen, der die Tochter nach unserem Urlaub fassungslos ansah: Boah, bist DU groß geworden!!!
gekauft
Fahrkarte nach Berlin; dem Sohne zum Geburtstag, was er sich wünschte (verrat ich nicht:)); Schulbücher für mich (doch doch, ich hab schon welche, aber im Regal fand sich noch ne Lücke); Hefte und Schuldinge für die Kinder einschließlich Turnschuhen (41 und 34 steht auf den Sohlen, ich glaub das ja gar nicht); wie gesagt: leider eine neue Brille; und als Luxus: ein Holztablett, um meinen Arbeitsplatz besser mit Kaffee und Tee versorgen zu können
gefreut
einfach nur Zeit zu haben, mich den Kindern zu widmen, ob spielend, ob redend, ob beobachtend, oder gemeinsam kochend, gartenwerkelnd, sogar aufräumend - es waren so viele Nähemomente
geärgert
wie ich mich in immer die gleichen Muster hineinziehen lasse
gelacht
über den allerersten Comic der Tochter; viele witzige und slapstickartige Gesprächssituationen, von der entspannten Ferienzeit geschenkt; und unsere Klassentreffen sind sowieso immer lachsalvenüberflutet
geweint
beim Lesen der völlig unerwarteten Todesanzeige, und dann auf der Trauerfeier, und ein weiteres Mal, als die Kinder aus dem Urlaub kamen und ich es ihnen erzählte und wir gemeinsam sprachlos da saßen
berührt
in wie viele Gespräche ich mit den Kindern komme, wie viel aus ihnen zu mir strömt (und vermutlich umgekehrt auch), wenn ich mit Ruhe und Zeit und Gelassenheit einfach nur nichtberufstätig bin
Ausblick
Schule fängt an - und ich froooiii mich! (wenn ich auch noch großen Respekt vor der nun wieder anbrechenden dichten Zeit habe)
Dankbarkeit
morgens aufzustehen und zu leben!
und dann noch: dass hier eine Waschmaschine steht - wie gingen Urlaubswäscheberge in Zeiten der Handwäsche??? vermutlich gab es kaum Urlaube ... also auch noch: dass wir solch wunderbare gutdichte Ferienzeiten erleben dürfen

1 Kommentar:

  1. tut gut zu lesen.
    Danke, dass du druchs Teilen die Kraft dieser Tage und Wochen vervielfachst.
    Guten "Start"!
    Gabriela

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