Dienstag, 16. Oktober 2012

... vom Sehen ...

So gern möchte ich das Grau des Nachmittags, das Dunkel des Abends, die heranziehende Nacht mit meinen Augen von heute Morgen anschauen. Möchte in den Schatten, die mich bis zur Taten-, Gedanken-, Wortlosigkeit lähmen, ein Echo finden, einen Nachhall des unglaublichen aufsteigenden Licht, und des Morgennebels, der, wie Atem vom Fluss ausgehaucht, dem anderen Ufer seine scharfen Konturen nahm. Und des Mittagshimmels, der Sonne, der warmgelben Farben des Herbstes.
--- Ich möchte solche Bilder gar nicht loslassen. Möchte - habe ich schon meine Kamera nicht dabei gehabt - sie hier wenigstens mit Worten festzurren. ---
Und spüre: nein, sie fließen fort, sie sind nicht zu fixieren, sie gehörten dem Moment.
Für das Jetzt --- genügen Aufnahmen von Vergangenem nicht --- und auch nicht die Hoffnung auf einen neuen Sonnenlichtmorgen am Fluss.
Für das Jetzt --- gibt es nur, was ich jetzt sehe, mit meinen jetzigen Augen.
Was heißt hier "nur"? Es ist größte Herausforderung, das Jetztschauen in einem jeden Augenblick zu üben. Und es ist größte Offenbarung - ahne ich leise.
Zarte Fäden dieser Ahnung - und dazwischen breite Bänder voller Sehnsucht nach Bildern wie die heutmorgigen. Wodurch wird mein Lebensstoff zusammengehalten? Von den Fäden? Von den Bändern? Ein Muster, mir nicht erkennbar ...

(Kaum kann ich es zulassen, ohne Schlusssatz zu enden, ohne Pointe, ohne Moral. - Und doch: Offenheit als solche stehen lassen - Augenblicke haben schließlich auch keinen Schlusssatz.)

1 Kommentar:

  1. Rette die heutmorgigen in die morgenmorgigen, übermorgenmorgigen, allabendlichen Herbstwolkenvogelseelenbilder...
    Du siehst, empfindest, drückst es aus- das ist gut. Viele sehen noch nicht mal die Graureiher in Autobahnnähe oder ...
    Gruß von Sonja

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