Samstag, 1. September 2012

elf

Wenn man elf wird, dann ...

... bäckt man sich seinen Geburtstagskuchen allein (gerade mal die Kerzen, habe ich durchgesetzt, wurden von mir gesteckt).

... wird der Friseur angewiesen: Ja nicht zu kurz. - Damit man die Haare noch ordentlich zur Seite werfen kann. So wie man die Haare heutzutage eben wirft.

... ist man glücklich, allein mit dem Fahrrad ins nächste Dorf oder in die Stadt fahren zu dürfen, um etwas zu besorgen. Ja, man wartet förmlich darauf, dass die Eltern beim Einkauf etwas vergessen haben:)

... schmettert man die Mama beim Tischtennis fast schon zu Boden. (Ich geb mir noch ein halbes Jahr ...)

... verabredet man sich spontan mit Freunden, immerzu. Tage allein zu Hause sind nahezu unerträglich. Und falls wider Erwarten die Mutter in dem Moment ein Anliegen hat, heißt`s nur: Ich muss jetzt zu M. Und weg ist man.

... nennt man Ferien die schönsten Ferien der Welt, weil man vom Vater Arbeitsaufträge mit Gartenhäcksler und Heißklebepistole bekommt.

... heißt es nur: Ist doch ganz einfach! - wenn die Mama an Handy oder Computer mal wieder etwas nicht hinbekommt. Und tatsächlich: für Elfjährige scheint es einfach zu sein :)

... kann man so vertieft - sooooo vertieft - in ein Buch, ins Basteln, ins Erfinden sein, dass man die restliche Welt (inklusive uns) am liebsten zum Mond schießen würde, weil sie einen ständig abhält vom Wichtigen.

... trägt man Kopf und Herz voller tiefer Fragen an die Welt, versteckt diese aber allzuoft hinter Albernheiten oder Tränen oder Wutausbrüchen.

... sagt man, was man denkt, immer! Vor allem, wenn man etwas ungerecht findet - gegen sich oder gegen andere. Und manchmal sagt man sogar, was man fühlt. Aber nur wenn niemand danach fragt. Auf solche Fragen heißt die Antwort nämlich Nichts. oder Schön. oder Gut.

... hat man ein Lächeln, so mit Grübchen und schräggelegtem Kopf, in das sich die Mama jeden Tag neu verliebt. (Und wer weiß wer noch - irgendwann, oder bald ...)

... braucht man das Kuscheln noch so sehr, so sehr. Es darf nur niemand mehr sehen :)

... nimmt man hin und wieder die Mama in den Arm: Wir schaffen das!


Wir schaffen das! - Genau das hatte mir die Hebamme vor 11 Jahren auch gesagt. Als es so verdammt weh tat. --- Heraus kamen zwei große Augen. Ein Mensch, ein richtiger fertiger kleiner Mensch - durchfuhr es mich. (Ich hatte dies wohl bis zum Schluss nicht geglaubt :))
Wer bist denn Du? - fragte ich das Menschlein leise, als es warm und gewärmt auf meinem Bauch lag. In diesem Moment wusste ich noch nicht, ob Du ein Mädchen oder ein Junge bist. Dies zu fragen, fiel mir erst später ein.

Mein kleines Du - welch großer, wunderbarer Junge Du geworden bist!
Ich liebe Dich. Seit elf Jahren. Und für immer.

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