Dienstag, 11. Oktober 2011

Allzugern ...

... würde ich jetzt hier was erzählen. Aber ich darf nicht.
Bald. Ganz bestimmt. Bald erzähle ich's.

Allzugern ...
... hätte ich auch wieder Internet. Also so richtiges, nicht das aus der Tube, nicht nur am Minilaptop, nicht nur im Dachwinkel.
Bald? Ganz bestimmt? - sage ich bei dieser Frage eher nicht.

Als ich heute mit dem Callcenter telefonierte - das tue ich mittlerweile täglich - da formulierte ich ohne nachzudenken, dass ich keine Lust auf weitere drei Monate mit diesem Problem hätte. "Waaaaaaaas?!", schrie der Mitarbeiter ganz empört auf, "so lange wollen sie denen noch Zeit geben???"  --- "Denen", sagt also der Te.le.kom-Mitarbeiter über sein eigenes Unternehmen. Und ich, die Kundin, erwidere nur ganz sanft, ich sei halt ein geduldiger Mensch. Er brauche sich wegen mir nicht aufzuregen.
Schon mehrmals rauften sich liebe Mitarbeiter förmlich die Haare ob des nicht zu überwältigenden Systemfehlers, und ob meiner Lage - das muss ich zu Ehren vieler meiner Gesprächspartner hier mal sagen. In solchen Momenten bin immer ich es, die dem Gespräch einen Schuss Humor zusetzt, damit mein Gegenüber nicht allzu verzweifelt bleibt, damit ja nicht etwa Schuldgefühle aufkommen, und damit das Gespräch wenigstens wenn schon telefontechnisch aussichtslos, so doch zwischenmenschlich in heiterer Atmosphäre endet.

Naja, ist vielleicht die falsche Taktik.
Aber ich KANN das einfach nicht - empört-ungeduldig in den Hörer schreien, den Nervenzusammenbruch simulieren, mit Kündigung (wohin soll'n wir denn sonst?), der Vorstandsetage, der Presse oder rechtlichen Schritten zu drohen - ich KANN das nicht. Ich bin einfach ein blödes Geduldslamm. Ja, ich bin ein Schaf.
Auf die Weise bekomme ich wohl nie Internet. Aber so bin ich eben.

Lieber versuche ich der Situation abzugewinnen, was ich sonst nie erlebt hätte. Meine täglichen Telefonate mit dem Callcenter zum Beispiel. Da erzähle ich ja immer neu meine Geschichte. Hatte in den letzten Monaten an die 30 bis 50 Mitarbeiter an der Strippe. Höchstspannend. Da gibt es die genervten ("... ich wüsste nicht, wie ICH Ihnen da weiterhelfen sollte ..."). Die besorgt-mütterlichen ("... och mensch, das ist ja schrecklich, was Sie durchmachen - da wünsche ich Ihnen mal noch viel Durchhaltevermögen ..."). Die gleichgültigen ("... nööö, das System hängt - tut mir leid, da kann jedenfalls ich jetzt nichts machen ..."). Die technik-ehrgeizigen ("... gleich haben wir den Systemfehler gefunden, nur noch drei Klicks - das wär doch gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen würden - ich finde da eine Lösung - morgen melde ich mich bei Ihnen ..."). Die hilflosen ("... Moment - ich schau mal - nein, ich finde da nichts - bitte warten Sie einen Moment, ich frage mal nach - nein, also da sehe ich ... ähm ... gar nichts ..."). Die locker vertröstenden ("... doo hab'ns halt noch a bissl Geduld ..."). Die sich verbunden fühlenden ("... wir beide werden uns ja wahrscheinlich nicht wiederhören, aber ich wünsche Ihnen alles alles Gute ..."). Die empathisch empörten (siehe oben).  Und zahlreiche mehr.
Von allem etwas.
Menschenkunde pur - so konzentriert selten erlebt. Inzwischen versuche ich schon beim ersten Satz des Telefonats zu erraten, an welchen Typ ich diesmal geraten bin. Ein Spiel quasi, ein Training in Menschenkenntnis.

Und noch ein Spiel spiele ich hier unauffällig im Hintergrund. Das Problem liegt in der Software - irgendwie kann die neue Leistung nicht zu unserem Anschluss gebucht werden, weil unsere Rufnummern nicht gescheit gespeichert sind, irgendwie so. Wegen dieses Systemspeicherproblems hat es auch mit unserem ISDN-Anschluss schon vier Monate gebraucht.
Seit ein paar Tagen ist mein Ehrgeiz entzündet, ich lasse mir täglich die Fehlermeldungen vorlesen, schreibe mit, äußere eigene Vermutungen, was man nun mal klicken könnte, und lasse mich wiederum von jedem Mitarbeiter neu informieren, welche Knöpfchen und Schaltflächen es in der Software noch so gibt. Das alles schreibe ich hier unauffällig am heimischen Schreibtisch mit. --- Wenn die sich mit ihrer Fehlerbehebung nicht beeilen, dann bin womöglich ich per Ferndiagnose schneller, dann durchschaue ich das System von hier aus und sage an, was und wie jetzt zu schalten wäre ...  Heute jedenfalls habe ich schonmal dazu beigetragen, dass doppelte Nummern entfernt wurden - der Mitarbeiter war gleichermaßen verblüfft wie dankbar für meinen Tipp :)
(Wenn mein Beamtengehalt mal nicht reicht - bald kann ich bei Magenta als Netzwerkadministrator anheuern. Und sollte eines Tages doch ein Brief von hier in die Unternehmens-Chefetage wandern, dann werde ich zwar nicht mit Empörung, aber wenigstens mit profunder System- und Unternehmensablaufskenntnis aufwarten können ...)

Naja. Sind halt Spielchen. Meine Selbstvertröstung. Nach dem Motto: Alles ist zu irgendwas gut.

Aber wenn ich gaaaanz ehrlich bin, hätte ich doch allzugern wieder Internet. Oder wenigstens ein Magenta-Papierchen, auf dem steht, dass es am trillionsten Oktober geschaltet wird - wenigstens das ...

2 Kommentare:

  1. Mein erster Gedanke beim Lesen: Nicht dass man Dir das Internet absichtlich vorenthält, weil man vermutet, Du willst Dich ins System hacken ;-)

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  2. frau siebensachen16. Oktober 2011 um 11:48

    der trillionste oktober - das ist ja wie der 31. september bei meiner arbeit! *lach* hoffentlich hilfts!

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