Montag, 4. Januar 2010

Was bleibt?


Unser Haus: Zu Silvester "geschlachtet", tagelang geknuspert, heute nun gaben wir ganze Teile davon als Reiseproviant mit, für die lange Rückreise in den Norden.

Uns hier bleibt (außer diesen Resten)
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ein an beiden Seiten ausgezogener, unabgeräumter Esstisch mit 11 Stühlen
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Bettwäscheberge
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ungewöhnlich kreativ umgestaltete und dekorierte Kinderzimmer
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das Glücksgefühl in mir, mit der liebsten längsten Freundin den Jahreswechsel verbracht zu haben, so wie wir es vor 26, 25, 24, .... Jahren immer taten
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überall im Haus Spuren des Lebens der vergangenen Tage, die ich mich schwertun werde wegzuräumen
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eine Tochter, die nichts mit sich anzufangen weiß
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ein melancholisch klavierspielender Sohn
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Gesprächsfetzen, die gleichsam noch in allen Ecken des Hauses schweben
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eine Menge Leere im Haus und ebensoviel Wehmut in meinem Herzen
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Trauer, irgendwie.

Und erstmals seit Tagen wieder die Erinnerung an die Klassenarbeiten auf meinem Schreibtisch. 90 Stück, wenn ich mich richtig entsinne :(


Ankommen in der Stille, ohne Schmerz zu spüren - darin war ich noch nie gut. Den Rest des Tages werde ich es üben.

Ich werde das Haus aufräumen: nicht um hinterher ein aufgeräumtes Haus zu haben, sondern
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um alle Spuren, von denen das Haus voll ist, mit meinen Augen und meinen Händen zu berühren
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um die Dinge als Erinnerungsfäden durch meine Hände gleiten zu lassen
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um darin den Lebensmomenten dieser Tage nachzuspüren
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um mir aus den Fäden ein buntes, wärmendes Erinnerungstuch zu weben,
welches mich umhüllen und weitertragen kann,
welches bleiben wird.

Das bleibt!

1 Kommentar:

  1. auf jeden fall tut es gut, hier bei dir zu lesen. es erscheint mir sehr wahrhaftig, ungeschönt, offen, frei und mit herzblut geschrieben! danke dafür!
    gruß von sonia

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