Montag, 4. Januar 2010

Bestimmer

Die Kinder studieren eine Zirkusvorführung ein. Während der Probenphase dringen Diskussionen aus dem Kinderzimmer, wer hier bestimmen darf, wer der Bestimmer sei. Wir in der Erwachsenenrunde hören dies und erinnern uns an gleichartige Streits in unserer Kindheit.

Die Vorführung dann ist rundum beeindruckend, tolle Nummern, fantasievoll ausgeführt. Beim Abendessen, wir sind immer noch beeindruckt, geht die Frage an die Kinder, wie sie das denn überlegt und ausgestaltet hätten. Die Kleinen antworten wie aus einem Munde, mein Sohn hätte das alles ausgedacht und vorgegeben, er wäre die ganze Zeit der einzige Bestimmer gewesen.
(Upps - klar, er war der Größte in der Runde, aber dennoch: Upps.)

Ich kann noch gar nicht richtig reagieren, dass das ja nicht schön sei, da sagt doch mein dreijähriges Patenkind mit einem Lächeln und einem Blick der Gewissheit zu mir: "Jeder ist ein Bestimmer."
Er sagt das nicht fragend, trotzend oder widersprechend, sondern ganz ruhig und selbstverständlich, als wisse er, dass ich das ganz genau so sehe.

Ja, sicher doch: Jeder ist ein Bestimmer!
Nicht im Zirkus-Spiel zwar, aber im "richtigen" Leben - da kann ich so auftreten, dass ganz gewiss kein anderes Kind, kein anderer Mensch über mich und meine Schritte bestimmt. Nicht bei den wesentlichen Dingen jedenfalls.
Ob der kleine T. das so gemeint hat? Dann bin ich mir mit ihm sehr einig. Und deswegen lächeln wir uns in dem Moment noch ein kleines Weilchen an ...


PS.
Ach, das ist ja nur ein zaghafter Versuch, einen Moment aus diesen Tagen hier wiederzugeben ... mittlerweile sind sie alle wieder zu Hause angekommen ... und ich habe, als ich heute Bett um Bett abzog und in die Maschine stopfte, das Waschwasser mit meinen Tränen gesalzen, ganz heftig ...

3 Kommentare:

  1. liebe uta,

    das wort "bestimmer" fällt bei uns auch immer wieder.:))
    wenn eins der kinder zu sehr "macht" ausübt im spiel, kommt schon von den kleinen "du bist nicht der bestimmer".

    ich kann mir gut vorstellen, dass jetzt ein loch entstanden ist, nach der abreise der freunde.
    doch sehe es positiv: du hast solche freunde, langjährige freunde!! freunde, die dir so viel bedeuten, dass du um sie weinen kannst!
    wie viele erwachsene haben nur lose, unverbindliche kontakte!

    herzliche morgengrüße von
    heike

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  2. ooochhh, wenn du so weinst, liebst du diese menschen gar sehr. das ist schön!
    wissen sie davon?
    gruß von sonia

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  3. Ach, Ihr Lieben,
    ich weiß ja darum, wie gut es ist, solche Menschen zu haben. Nur fällt es so schwer zu wissen, dass wir uns - wer weiß - erst wieder in 1,2 oder 3 Jahren sehen werden, und wer weiß, ob wieder so intensiv.
    Briefe schreiben - ja, das tun wir. Papierbriefe sogar. Aber zwischen Brief und Brief liegen oft zwei oder mehr Monate. Wie das eben ist, wenn der Alltag einen gefangen hält und meist wochenlang nicht Raum lässt, sich "richtig" hinzusetzen, für einen "richtigen" Brief.
    Ja, natürlich, wieviel Raum ich dem gebe, liegt an mir, der sogenannte Alltag ist nicht mein "Bestimmer" (kann man auch in diesem Zusammenhang sagen), aber dennoch ...

    Herzliche Grüße in die letzten Ferientage
    Uta

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