Donnerstag, 3. Dezember 2009

Warm ums Herz

Als ich gestern den vielen Darbietungen auf dem Hausmusikabend der Grundschule meines Sohnes lauschen und zuschauen durfte,

wie die zwei Freundinnen nach ihren ersten Gitarrenstunden einen kleinen Rhythmus präsentieren, alles auf dem gleichen Ton gespielt,
wie die Geschwister laut vorzählen und dennoch mehrere Male anfangen, bevor sie in einen gemeinsamen Takt finden,
wie das Mädchen ganz mutig ohne Noten ans Klavier geht, mittendrin den Faden verliert, und sich nicht beirren lässt, bis es wieder in die Musik hineingefunden hat,
wie eine Mutter ihre kleine Tochter feinfühlig begleitet und jedes Verrutschen im Takt sofort mitgeht und auffängt,
wie die große Schwester der kleinen mit dem Geigenbogen zwischendurch zeigt, wo sie gerade sind und sich dann sofort wieder dem rasanten Tempo der Jüngeren unterordnet,
wie das Publikum mitklatscht und der kleine Schlagzeuger dadurch wieder in den Rhythmus der Musik hineinfindet,
wie Orff-Ensemble und Chor irgendwie kein gemeinsames Ende finden - erst die einen aufhören, dann die anderen, während die einen nun doch noch eine Strophe singen und am Ende alle lachen auf der Bühne...

ja, da wurde mir ganz warm ums Herz.

So viel sichtbar strahlende Freude am eigenen Tun, so viel Stolz es zeigen zu dürfen, so viel Engagement beim Miteinander-Spielen

und – glücklicherweise – so wenig Perfektion.

Wie gut es tat, wieder einmal zu erleben, dass in dieser Schule bei diesen Lehrern nicht nur die Besten, die gut Ausgebildeten den Weg auf die Bühne finden dürfen, sondern dass da Platz ist für alle, die in der Sprache der Musik erste Schritte gehen.

Wie gut, dass sich die Kinder dadurch von einer ganz anderen Seite kennenlernen können, dass sie sich gegenseitig erstaunt und bewundernd zuhören und applaudieren, dass sie miteinander das Lampenfieber teilen, dass sie das Gefühl vermittelt bekommen, hier sei Raum für alle ihren Farben, und – vor allem – dass sie so ausgesprochen ermutigt wurden gemeinsam zu musizieren.

Wie wertvoll wäre es für alle Kinder, wenn sie darin geschult würden, sich in der feinen Sprache der Musik zu verständigen, aufeinander einzulassen, einander zuzuhören, sich aneinander anzupassen, zu spüren, welches der gemeinsame Takt ist – ach, wie wertvoll wäre das für alle Kinder.

Doch leider ist das nicht Schulfach. (Von der einen Wochenstunde oft jämmerlichen Musikunterrichts schweige ich jetzt lieber.)
Schade, dass bei weitem nicht alle Kinder diese Erfahrung teilen dürfen.
Schade, dass gestern insbesondere so wenig Jungen aufgetreten sind.
Und schade, dass die Kinder, welche kein Instrument erlernen, mit ihren Eltern auch nicht als Zuhörer zu seinem solchen Abend kommen, wo einem so warm ums Herz werden kann ...

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