Samstag, 15. August 2009

Flusswandergedanken

Wir waren auf einem Fluss unterwegs, gestern.





Eigentlich hätte ich jetzt hier gern viele, viele schöne Bilder geteilt. Von einem Wasserlauf, der sich zwischen wildgewachsenen Büschen hindurchschlängelt, von Blätterdächern, von Wolkenspiegelungen im ruhigen und im bewegten Wasser, von Lichtspielen zwischen Ästen, vom Wasser, das Steine umspült, von zarten Pflanzen am Wegesrand, von Bäumen, die sich am Ufer kaum halten können, von wassergeformten Steinen ....
Ganz zu schweigen von den Sinneseindrücken, die sich dem Foto entziehen - von den Geräuschen des Wassers, von Wind- und Sonnegefühl auf der Haut.

Allein, ich hatte kaum Zeit für solche Aufnahmen. So sehr meine Augen diese Eindrücke einfingen, so sehr war mein restliches Ich beschäftigt, immerfort.
- Mit Streitschlichten: Die Tochter beschimpfte den Sohn, er hätte beim Paddeln ihre Hose nass gespritzt; der Sohn verteidigte sich, das ginge nunmal nicht anders.
- Mit Angstbesänftigung: Ein jeglicher tote Ast am Ufer wurde von der Tochter anfangs für eine Wasserschlange gehalten, viele davon mit offenen Mäulern noch dazu.
- Mit Gewichtsverlagerung: Wann immer eines der Kinder spontan beschloss, nun doch mal wieder mitzupaddeln, musste es - mangels Armlänge - ebenso spontan auf eine der Bootsseiten rutschen, was eine erhebliche Schräglage mit sich führte.
- Mit Fußantrieb: Von der stets gewünschten Handbreit Wasser unterm Kiel konnte nämlich nicht die Rede sein (zumal Kanus kein Kiel haben), so dass wir gelegentlich wie die Wolgatreidler unser Bootchen vorwärtsziehen und -schieben mussten.
- Mit Hände-in-Bereitschaft-halten: Wenn die Tochter, vor allem in der zweiten Hälfte der Tour, gelegentlich ausprobieren wollte, ob der zuvor eingeimpfte Merksatz ("Nicht aufstehen, dann fällt man ins Wasser.") auch Gültigkeit besitzt ... Sie realisierte relativ schnell, dass das so nicht zu stimmen scheint und wurde immer mutiger beim Aufstehen.
- Mit Paddeln: Ja, auch das. Mein Mann war nämlich der Meinung, dass es sich um einen sportlichen und nicht um einen beschaulichen Zeitvertreib handelt - daher ertönte von hinten von Zeit zu Zeit die Aufforderung, jetzt mal zügiger zu machen - "Die da vorne überholen wir doch noch vor dem Wehr!"

Ach ja, es war ein schöner Tag. Auch wenn die Bildausbeute hier sehr spärlich daherkommt. (Zumal wir sicherheitshalber nur die schlechte Kamera mitgenommen hatten - letztes Jahr mit meiner Schulklasse hatte ich nämlich mit eigenen Augen gesehen, dass man mit diesen Booten durchaus kentern kann ...)










Beschäftigungsidee: Irgendwann dachte sich die Tochter das Spiel aus, immer beim Überholen eines anderen Bootes unser Kommen durch Trommelzeichen anzukündigen. Sehr zur Belustigung der Überholten.


Links eine ganze Horde von Wasserschlangen ... seht ihr sie? Die da so bedrohlich ihre Hälse aus dem Wasser strecken!


Dies ist einer von Töchterchens Aufstehversuchen. Mangels Gleichgewicht lässt sie sich nach vorn auf die Tonne fallen. Und ich war schon mutiger geworden, nun doch mal ein Foto davon zu machen. Auch wenn mir klar war, dass ich gegebenenfalls hinterherspringen würde. --- In diesem Fall hättet ihr hier übrigens überhaupt keine Fotos zu Gesicht bekommen, da ich die Kamera umhängen hatte ;-)))


Mehr Fotos gibt´s übrigens hier.

Ja, ein guter Tag.
Ein Tag, an dem das Strömen des Flusses ein Fließen in mir in Bewegung setzt. Auch wenn es langsam strömt - außen wie innen.
Ein Tag, an dem das Licht des Wassers es innen hell werden lässt. Auch wenn das Wasser dunkel scheint, nicht grell jedenfalls.

Und am Abend stoße ich wie zufällig in einem Buch, das ich gerade lese, auf genau das:
"Dunkel -- auch das war für mich Licht, nur in neuer Form und in neuem Rhythmus, ein Licht, das langsamer dahinfloß."
(J. Lusseyran: Das wiedergefundene Licht)

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