Freitag, 12. Juni 2009

Die Geduld liegt so nahe

„Da – Domdo!“, zeigt die Tochter (3) mit dem Finger auf die Straße, als wir am Fenster stehen.
Ich folge dem Finger. Sehe nichts. Verstehe nicht.
Sie wiederholt geduldig: „Domdo, Domdo.“
Ich frage geduldig: „Wo?“
Sie zeigt geduldig immer wieder: „Da.“
Ich frage geduldig nach:
„Ist es auf der Straße?“ – „Nan.“
„Ist es an der Hauswand?“ – „Nan.“
„Ist es auf dem Dach?“ – „Nan.“
---
Ungeduldig: „Kind, ich kann Dich nicht verstehen!“
Ein letztes, geduldiges „Daaa“.
Ich gebe auf. Mein Blick kehrt resigniert zurück, von der fernen Straße, über die Hauswand, über das Dach zurück ins Zimmer. Mal wieder kann ich sie einfach nicht verstehen.

Doch da! – An der Scheibe, gleich hier, nicht draußen in der Ferne, hier, so nah bei uns, hier sitzt sie. Hier, ganz dicht bei uns ist die Geduldige. Direkt vor meiner Nase, zum Greifen nah, nicht fern (und daher unsichtbar, wie es so oft mit den nahen Dingen ist). Hier sitzt sie, --- die Spinne. Sitzt unendlich geduldig und spinnt.
Eine echte „Domdo“ eben.

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